Chronik

Seit 1927 Sanitätsdienst in Langenhain

Von der Sanitätskolonne zum Deutschen Roten Kreuz,Ortsvereinigung Langenhain / Wildsachsen

Man schrieb das Jahr 1927, als sich erstmals in Langenhain die Idee verbreitete, organisierten Dienst am Nächsten zu leisten. Nach dem Vorbild einiger Nachbargemeinden – speziell seien hier Hofheim und Lorsbach genannt – trafen sich am 1. März 1927 achtundzwanzig Männer und Frauen zur Gründung einer Sanitätskolonne im Gasthaus „Zur Sonne“. Der Leitgedanke dieser Versammlung war, auch in Langenhain die Möglichkeit zu schaffen, kranken und bedrängten Menschen schnellstens zu helfen, was in anderen Gemeinden schon lange der Fall war.

So gelang es dem damaligen Initiator, Karl Peter, aus dieser Versammlung noch weitere sieben aktive Kameraden und Kameradinnen zu einer Sanitätskolonne zusammenzuschließen ( unter dieser Bezeichnung ist das DRK auch heute noch vielen Bürgern ein Begriff ). Die anderen Versammlungsteilnehmer fanden sich bereit, die neugegründete Organisation als passive bzw. fördernde Mitglieder zu unterstützen.

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“

Das Gründungsprotokoll vom 1.3.1927 ( Originaltext )

Unter heutigem Tage trafen unten verzeichnete Kameraden und Kameradinnen zur Gründung einer Sanitätskolonne mit dem Wahlspruch „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ zusammen.Anfangs schien die Sache nicht recht zu klappen, bis es Karl Peter gelang, eine Anzahl Mitglieder im Gasthaus „Zur Sonne“ zu einer Kolonne zu vereinen. Die Gründung wurde mit einem Mitglieder=Bestand von 28 Mann beschlossen.

Gründungstag 1.3.1927.
Die Gründer sind wie folgt:

Jakob Becker E. Kirchner
Wilhelm Becker Karl Löw 4. (aktiv)
Christian Bohrmann August Löw
Karl Bohrmann Christian Völker
Christian Capelle Ewald Vatter
Heinrich Eymer Hermann Löw
Herbert Göbel (aktiv) Karl Peter (aktiv)
Alex Sebastian(aktiv) Heinrich Schneider
Willi Wagner Philipp Schneider
Hermann Schmidt Karl Schneider (aktiv)
Adolf Keller Frieda Schneider (aktiv)
Ernst Kolb (aktiv) Emil Schneider
Toni Kolb (aktiv) Theodor Wagner
Otto Kolb Walter Völker

Assmus Kirchner tritt als Gönner der Kolonne bei und verpflichtet sich, jegliche Bekanntmachung kostenlos zu übernehmen. Als Unterrichtsleiter wurde der erste Vorsitzende der Lorsbacher Sanitätskolonne, Herr Theodor Kraus, gewonnen. Erste Übungsstunden wurden gleich auf den 1.3.1927, sowie auf den 13.3., 15.3., 27.3. und 3.4.1927 festgelegt.

Zunächst einmal galt es für den jungen Verein, einen Vorstand zu wählen, was kurz nach der Gründung während einer ersten Mitgliederversammlung geschah.

Auszug aus dem Protokoll der ersten Mitgliederversammlung ( Originaltext )
Anschließend an die ersten Übungsstunden fand die erste Vollversammlung statt, wozu alle aktiven und passiven Mitglieder geladen waren. Anwesend waren zusammen 12 Mitglieder.
Durch Zuruf wurde endgültig folgender Vorstand gewählt:
1. Vorsitzender: Karl Peter
2. Vorsitzender: Christian Bohrmann
1. Schriftführer: Herbert Göbel
2. Schriftführerin: Frieda Schmidt
1. Kassierer: Alex Sebastian
Erheber: Karl Kirchner
Kassenprüfer: Ernst Kolb, Karl Löw
Schluß der Versammlung: sieben Uhr ( 19.00 Uhr )

Die nächste Übungsstunde wurde auf Sonntag, den 10.4.1927, angeordnet, welche auch im Vereinslokal ordnungsgemäß stattfand.

Weit wichtiger, und damit begann für die Aktiven der Ernst des Vereinslebens, war jedoch die Ausbildung zum Sanitäter. Hierfür stellten freundlicherweise die Kameraden aus Lorsbach einen Unterrichtsleiter zur Verfügung, der die ersten Übungsstunden leitete, die später von dem „Kolonnenarzt“ Dr. Dieffenbach übernommen wurden.

Dr. Dieffenbach war es auch, der die Aktiven auf die erste Sanitätsprüfung am 11. Februar 1928 bestens vorbereitete, die alle Teilnehmer „sowohl an der Frage, als auch am Objekt“ (Originaltext) mit hervorragenden Ergebnissen bestanden. Durchgeführt wurde die Prüfung vom „Provinzialinspekteur“ für den Regierungsbezirk Wiesbaden, Herrn „Generalmedizinalrat“ Dr. Bettle, der sich in Begleitung des Landrates des Kreises Höchst befand, sowie einiger Vertreter der örtlichen Behörden.

Wie jeder Verein, der in den Kinderschuhen steckt, musste auch unsere Sanitätskolonne Anfangsschwierigkeiten überwinden, die sich fast ausschließlich als finanzielle Probleme darstellten. Verbandszeug, Salben, kurz, alle Utensilien, die zu einem Sanitäter gehören, mussten angeschafft werden – und das kostete Geld. Die Kosten hierfür waren erheblich und veranlassten die Vereinsführung zu einer strengen Haushaltung, denn die Dienste der jungen Sanitätskolonne wurden nicht selten in Anspruch genommen. Es zeichnete aber die wenigen aktiven Helfer aus, dass sie es immer wieder geschickt verstanden, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ausgezeichnete Arbeit zu leisten. Bereits hier wurde der Grundstein für eine Tugend gelegt, die den Verein bis zur Gegenwart begleitet hat: Sparsamkeit.

Die Arbeit der Sanitäter erforderte schon damals viel Zeitaufwand, und dementsprechend musste natürlich auch eine angemessene Zahl von Helfern zur Verfügung stehen. So war es für den Verein lebensnotwendig geworden, neue Mitglieder zu finden, und zwar in erster Linie Aktive. Auch in dieser Hinsicht hatte man immer wieder Erfolg. Ständig wurden neue aktive Kräfte gewonnen, ausgestattet mit einer gehörigen Portion Idealismus, ohne den es nun einmal nicht ging. Der Hinweis auf erfolgreich durchgeführte Werbeveranstaltung taucht ständig in den Versammlungsprotokollen auf, bis hin zum Jahre 1939. Hier enden vorläufig die schriftlichen Überlieferungen, als nämlich der Verein während der Kriegsjahre gezwungenermaßen seine Versammlungstätigkeit einstellen musste.

Bedingt durch den Einzug der meisten Kameraden zum Kriegsdienst, konnte das Vereinsleben nun nicht mehr in der bisherigen Form weitergeführt werden. Vorbei war die Zeit der lehrreichen, aber auch geselligen Versammlungen, vorbei waren auch die repräsentativen Besuche der Veranstaltungen anderer Vereine, die im Laufe der Jahre oft durchgeführt wurden. Für die wenigen daheim gebliebenen Kameraden und Kameradinnen wurde es bitter ernst, denn die Kriegsjahre erforderten ein Höchstmaß an Hilfeleistungen. Jetzt zeigte sich erst richtig, wie segensreich diese Einrichtung für unsere Gemeinde war. Mündliche Überlieferungen sagen aus, dass jährlich in mehr als tausend Fällen angewandte Erste Hilfe an hilfsbedürftigen Menschen vorgenommen wurde. Das bedeutete selbstlosen Einsatz der Mitglieder, die sich nicht scheuten, große persönliche Opfer für „ihre Sache“ zu bringen.

Die Versammlungstätigkeit wurde im Jahre 1946 wieder aufgenommen. Doch zuvor musste der Verein seine schwerste Zeit durchstehen. Wie jeder Verein hatte man gefallene Mitglieder zu beklagen und stand durch das allgemeine Vereinsverbot der Besatzungsmacht Amerika kurz vor der Auflösung. Nur die Tatsache, dass die Siegermächte selbst an einem Neuaufbau des Deutschen Roten Kreuzes interessiert waren, verhinderte den Zusammenbruch der Vereinstätigkeit.

Die Anzahl der hilfsbedürftigen Menschen in Langenhain ging auch nach dem Krieg nicht zurück, als zahlreiche Heimkehrer und Flüchtlinge die Dienste unseres Rot-Kreuz-Vereins in Anspruch nahmen. Die kleine Zahl der Aktiven, die zudem tagsüber berufstätig waren, hat auch hier wieder großen Idealismus gezeigt.

Vielleicht trug die schwere Zeit der ersten Nachkriegsjahre etwas dazu bei, dass die damaligen Aktiven zu einer kleinen, aber durchaus tatkräftigen Truppe zusammengeschweißt wurden, die es auch in der Folgezeit verstanden, alle Probleme mit ihren wenigen Mitteln zu lösen. Nie gaben sie auf, nie wurden Rückschläge einfach nur hingenommen, sondern man versuchte ständig, daraus zu lernen und neue Wege für die Zukunft einzuschlagen. So musste man zwar die eigene Vereinskasse mit der Pacht des Depots in der Schulstraße belasten, als die Gemeinde nicht mehr bereit war, diese Summe zu tragen, konnte jedoch kurz darauf durch geschickte Verhandlungen erreichen, dass an Stelle der Pacht eine vorläufige regelmäßige Spende an das Rote Kreuz, Ortsvereinigung Langenhain, gezahlt wurde.

Der Mangel an Verbandszeug, Gegenstand vieler Versammlungs-Protokolle, verursachte jedoch nach wie vor große Kosten, die man aber immer wieder bereitstellen konnte, da die Mitglieder auf die Idee kamen, Theaterstücke aufzuführen, deren Einnahmen zur Aufbesserung der Vereinskasse verwandt wurden. Auf diesem Wege brauchte man nicht jedes Mal um die nächste Anschaffung von Sanitätsmaterial zu bangen. Sogar ein Sauerstoffgerät, das schon lange überfällig war, konnte angeschafft werden.

Es spricht für die Ausdauer der verantwortlichen Mitglieder, dass sie nach einiger Zeit die Last der Pachtzahlungen für das alte Depot in der Schulstraße ablegten, um ihrerseits ein eigenes DRK-Heim zu kaufen. Das neue Depot wurde dann gleich nach den Vorstellungen der Vereinsmitglieder zweckmäßig ausgebaut, und noch heute kann man an dem Depot in der Wallauer Straße sehen, mit welcher Sorgfalt die Räumlichkeiten gepflegt bzw. renoviert wurden. Die Einweihungsfeier für das neue DRK-Heim fand am 17. Juni 1951 statt.